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Donnerstag, 14. März 2013


Tag ZWEI&DREI (Anders als die andern. Oder "erwachsen spielen")

Donnerstag Abend. Jette schleppt sich seit Stunden durch die Stadt. Berlin ist einfach so unglaublich zehrend. Alles pulsierende, mobile, lebendige, schwirrende scheint aus dem Kraftvorrat der einzelnen Menschen gesogen zu werden. Bewegung braucht einen Motor. Und so wird die Energie jedes einzelnen verheizt. Die Bahn war heute verhältnismäßig pünktlich und so konnte Jette in Ruhe zur Arbeit gehen. An ihr vorbei hingegen hummelten und ameisten die gestressten Berufstätigen zur jägerisch-kämpferischen Melodie des Akkordeonspielers durch die U-Bahn-Unterführung. Wie bizarr! Ein kurzer Moment, um zu lächeln. All die Hummeln und Ameisen tanzen zur Musik in ihrer Arbeitsweg-Choreografie.
Im Gebäude hingegen keine Gelegenheit mehr, eine pikant gewürzte Seite des Lebens zu erschmecken. Nicht verliebt machend, eher grotesk das Schauspiel. Junge Menschen, die sich in Erwachsenen-Manier in Anzug und Blazer und Stöckelschuhe werfen und eben das versuchen zu sein: erwachsen. Wie auf alten Fotos hingegen scheinen diese Kinder nur in eine falsche Hülle gesteckt. Wir alle SPIELEN, reif und wissend und so unverschämt souverän zu sein. Und geben uns ganz pseudo-professionell dabei. Die Juristen-BWLer-PoWi-Nachwuchsmöchtegern-Politiker von morgen. Und da ist es wieder, das altbekannte Gefühl: anders als die andern. Jette passt hier nicht rein. Eigentlich wollte sie mal etwas finden, das IHRS ist. Das zu ihr gehört. Stattdessen kommt das Ausschluss-Prinzip zum Tragen - fehlplatziert. Mal wieder. Das alles ist ganz schrecklich interessant, aber allein Kostüm, Bühnenbild und Requisite schreien heraus, dass das hier nichts als ein neues Schauspiel ist. Und wenn Jette eins NICHT mehr will, dann ist es Theater. Nachdem sie anfing, die kleinen und großen Dramen des Lebens zu erkennen, widerstrebt es ihr, unfreiwillig mitzuspielen. Gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Noch mehr Rollen zu übernehmen, mitzumachen. Lächeln, gut aussehen, alles toll, alles entspannt, alles im Griff. Alles kein Problem. Alles geheuchelt und geschauspielert.
Was Jette will, ist ankommen. IHRS finden. Hier ist es nicht. In der Stadt vielleicht. Aber nicht in diesem Job.
Woher weiß man, wer man ist? Was man ist? Woher weiß man, ob man das ist,  oder ob man das nur gerne wäre? Woher weiß man, ob man das kann?
Ein seltsames Vakuum füllt Jette aus. Es geht ihr nicht gut und nicht schlecht. Sie ist von der Statistenrolle zurückgekehrt und schreibt jetzt die Kritik für das Stück. Ist die Analytikerin von außen, obwohl sie doch drinnen dabei sein sollte.
Und Brutus? Der wird auch vom Vakuum verschluckt. Die neue Konkurrenz mit dem Bären scheint ihn zu verwirren. Mal knurrt er, dann ist er wieder still. In einem sonnengetränkten, blauhimmelbepinselten Berlin scheint er für Momente verschwunden. Dann springt er hinter der nächsten Ecke hervor. Brutus ist auch ganz wirr von der Metropole. Vielleicht saugt auch ihm die Stadt die Energie weg?

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