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Donnerstag, 11. April 2013


ACHT.

Zufrieden. Oder Vom Wunderwerk Gehirn.

Jette sitzt auf dem Balkon. Guckt in den Himmel. Keine Sterne. Na doch, da sind sie ja. Nur nicht sichtbar. Der Frühling lässt zwar noch zu wünschen übrig und von "milden Temperaturen" kann man auch nicht gerade sprechen, aber immerhin lässt sich so ein kleines Arbeitspäuschen draußen verbringen. Und ab der nächsten Woche wird das Wetter bestimmt besser. Angrillen und sowas.
Jette sitzt und denkt nach. Nicht, dass sie das sonst nicht tun würde. Im Gegenteil. Vielleicht sollte man eher sagen "Jette sitzt und resümiert". Nämlich das, was grad gut ist. Und gut ist einiges.
Gut (oder eher "schön") ist ihre Wohnung. Und jetzt, wo Jette wieder Kraft hat, mehr Mühe und Liebe in sie hineinzustecken, umso schöner. Gut (oder eher sehr angenehm und witzig) sind ihre Mitbewohner. Gut ist, dass Jettes engste Freundin wieder zurück in der Stadt ist und sie jetzt direkt um die Ecke wohnt. Ihre Therapeuten-Freundin, wie sie sie insgeheim betitelt.
Gut ist, Leute in der Uni zu haben, mit denen man in den Seminaren quatschen kann und die einem das Gefühl geben, nicht hoffnungslos verloren zu sein in dem Kurs.
Gut (aber auch anstrengend) ist, das Studium zu haben. Immerhin, einen Inhalt, eine Tagesstruktur, eine Weitung des Horizontes. Gut ist, mit dem Kram fast fertig zu sein, sodass das kommende Semester das letzte "richtige" mit einem normalen Umfang an Veranstaltungen wird. Gut ist leider nicht die Zufriedenheit mit dem Studium. So viel Blabla, so viel theoretisches Gedöns. Was soll man damit nur machen? Irgendwie reicht es langsam. Jette braucht was "Vernünftiges".
Morgen will/soll/kann sie eigentlich zur Studienberatung. Schritt 3 des Masterplans. Herausfinden, ob das mit dem Psychologiestudium vielleicht klappen kann. Aber irgendwie hat Jette auch Angst, den Tatsachen ins Auge sehen zu müssen. Morgen könnte die schöne Seifenblase platzen. Und das wäre ganz schön demotivierend. Andererseits muss Jette sich da auch wirklich schlau machen, damit sie zur Not die Idee fürs Erste begraben kann. Und vor allem sitzt ihr ihre Therapeutin im Nacken. Wenn sie der am Montag nicht berichten kann, wie der "Schritt-Stand" ist, dann zweifelt sie sicherlich an der Ernsthaftigkeit des Unternehmens. Und dieser Eindruck soll auf keinen Fall entstehen. Wenn sich Jette mal etwas in den Kopf gesetzt hat.........
Wie dem auch sei, während Jette und sitzt und denkt und resümiert, stellt sich ein seltsames Gefühl ein: eins der Zufriedenheit. Augen haben für die guten Dinge, die einen umgeben, ist wichtig. Und gerade das ist bei Depressionen ja in der Regel nicht möglich.Was ein Fortschritt also, dass Jette das jetzt anders wahrnehmen kann bzw. dass sich einfach auch viele Dinge zum Positiven gewendet haben.
Was trotzdem immer noch in den Knochen steckt, ist die Angst. Bei dem Satz "Aufschub für die Abgabe von Hausarbeiten gewähre ich bei Krankheit, Praktika und Familientragödien" zieht sich plötzlich wieder alles zusammen in Jette. "Bitte nicht schon wieder", denkt sie nur. In solchen Momenten wird ihr einfach erneut unangenehm bewusst gemacht, dass es eben jederzeit wieder schlimm kommen kann. Dass es keine Garantie dafür gibt, dass es vorbei ist. Aber lieber nicht zu viel drüber nachdenken....
Jette sitzt und denkt und resümiert und staunt. Staunt über das Wunderwerk Hirn. Vor ein paar Tagen saß sie in Psychologie-Vorlesungen. Und hat jetzt noch mehr Blut geleckt als vorher. Sich wieder ein Stück mehr mit der Materie beschäftigt. Sitzt und denkt und resümiert und staunt darüber, dass sie denken kann, dass sie denken kann. Dass sie ein Bewusstsein darüber hat, dass sie ein Bewusstsein hat. Dass ihr bewusst ist, welch unglaubliche Leistung das menschliche Gehirn in jeder Sekunde erbringt. Dass es ihr ein bisschen unheimlich ist, ein so großes Bewusstsein fürs Bewusstsein zu haben. Um das unglaubliche menschliche Vermögen zu wissen.
Was solls... alles schreit nach einem Psychologie-Studium. Sie wird sich wohl ein Herz fassen müssen morgen und einfach hören, was die Studienberatung zu sagen hat. Im Moment klappt das ja ganz gut, mit den Selbsterfüllenden Positiven Prophezeiungen. Mit dem An's-Gute-Glauben. "Geben Sie nicht immer so schnell auf...". Na gut. Also kämpfen und hoffen...

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