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Donnerstag, 20. Juni 2013


VIERUNDZWANZIG DIE ZWEITE.

TAG 2, 3&4. Oder Wenn schon die Kraft für Worte fehlt, wird's bedenklich.

Es ist Donnerstag. Abend. Nacht. Fast Freitag. Seit Montag ist Jette ausgezogen, kommt nur mal zu Besuch in die WG. Dachte, die Entscheidung, zu gehen, brächte sie weiter. Hat sie aber nicht. Sie wollte die Fäden in der Hand haben, sie wollte sich nicht so abhängig und ausgeliefert fühlen, sie wollte... ja - was genau wollte sie eigentlich? Irgendwie wieder die Kontrolle gewinnen, für etwas, das außer ihrer Kontrolle liegt wohl.
Ein Projekt ohne einen Plan dahinter anzufangen ist kritisch. Wie soll man einen Weg gehen, wenn man gar nicht weiß, wohin er führt?
Erst mal weg. Das war das einzige, was klar war. Und dann weiter sehen. Zwischendurch hat Jette ständig gezweifelt. Hatte Heimweh. Hat sich noch elender gefühlt, weil sie sich selbst um ihr gewordenes Zuhause gebracht hat. Obwohl, das stimmt nicht wirklich. Die Umstände haben sie um ihr Zuhause gebracht. Sie hat lediglich versucht, die Notbremse zu ziehen. Nach dem langen Bremsweg ist jetzt aber trotzdem noch nicht klar, ob der Zug sicher zum Stillstand kommen wird. Gar nichts ist klar. Es ist ein ständiges hin und her und her und hin.
Jettes Psyche ist zwischenzeitlich Amok gelaufen. Erneut die Bestätigung: nichts ist vorbei. Gar nichts. Brutus ist kein Schoßhündchen. Er hatte sich nur für eine Weile verstellt. Wieder die Zweifel, wieder die Angst, bleibt ihr nur die Klinik? Schafft sie das alles nicht? Schafft stattdessen ihr Leben sie?
Alles ist so bodenlos, sie fällt und fällt und fällt und ist so unfassbar erschöpft und gelähmt und traurig dabei. Und so stumm und wortlos manchmal. Und so zungenerstarrt. Und nur die Augen können noch schreien, aber die Schmerzschreie werden wie so oft missverstanden. Und dann beginnen sie wieder, diese endlosen Erklärungsversuche, diese Aberverstehtmichdocheinfach,ichkannnichtanders, dasistdieKrankheit - Ansätze. Und wieder dieses Unvermögen der anderen, das Jette nachvollziehen kann und will, aber wofür sie nicht auch noch die nicht vorhandene Kraft aufbringen kann. Dieses Gefühl, schon so jung wie ein Pflegefall zu sein, der sich selbst und dem ganzen Umfeld auch noch zur Last wird.
Sie hat sich im letzten Sommer kategorisch dagegen gewehrt, aber vielleicht würde eine Selbsthilfegruppe doch nützen? Jette hat Angst, vom Leid anderer noch weiter herunter gezogen zu werden, auf Leute zu treffen, die tatsächlich schon versuchten, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Mit noch mehr Erfahrungsberichten konfrontiert zu werden von Menschen,  die ihre Monster auch nach Jahren noch nicht losgeworden sind. Was ist denn, wenn das alles nie endet? Jeder Tag jetzt ist schon so schwer. Ist nur ein "Aushalten". Ist nur ein 'okay, es wird schon einen Sinn haben, aber wann sehe ich ihn und wann werde ich endlich erlöst?'Und immer die Frage: wie lange ertrage ich mein Leid noch? Wann breche ich endgültig unter der Last zusammen? Warum wird auch jetzt nichts gut, nicht mal nach über einem Jahr in der fetten Depression, nachdem die leichte schon über Ewigkeiten hinweg dahinschwelte?! Nach so viel Arbeit, Erkenntnis, nach so viel Kraft und Tränen. So viel Erschrecken und neu erwachsener ersten Freude und Wärme, die endlich wieder spürbar wurden.
Wieso tritt das Leben immer nach?
Wo liegt der Sinn darin?
Menschen haben es nicht alle gleich. Das stimmt nicht. Manche haben mehr Glück, manche weniger. Manche haben ein gutes Fundament dazu, andere ein schlechteres und andere gar keines. Aber wenn man zu den letzteren gehört, was sollen da die dummen "JedemwiderfährtLeid, esistnurdieFrage,wiemandamitumgeht"- Floskel-Sätze? Du kannst noch so tapfer sein, noch so stark kämpfen, noch so sehr an eine gute Wendung glauben, noch so viel Arbeit in ein Glücklichsein investieren. Wenn es nichts gibt, das dich trägt, nützt all die Anstrengung nicht. Und wer das nicht versteht, der schätze sich wirklich glücklich. Denn derjenige hat so viel Fundament, dass er keinen Schimmer hat, wie es ist, grund-los zu sein.

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