Themen

  • WeLtEnWuT
  • Herzschmerz.
  • kurzGeschichten
  • (Philo)Sophie
  • Leben
  • Schreibkunst
  • (Un)Tiere
  • Krake/MONSTER/schwarzesBiest
  • Selbstfindungswirrwarr
  • DEPRESSION.

Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Montag, 30. September 2013

IVuIVzig

Durcheinander-Tag. Oder Verlorene Jahre.

Fünf unterschiedliche medizinisch-therapeutische-Berufshelfer an einem Tag zu besuchen, ist eine ganze Menge. Kann und sollte unter Umständen eine Menge helfen. Kann aber auch eine ganz schöne Strapaze für so einen stressanfälligen Menschen sein. Spontan krank? Oh, na dann schnell noch da hin und dorthin, und zack, alle Ampeln rot und zu spät gekommen zur Therapie. "Ach, Sie kommen doch noch.". Ups. Ja, natürlich kommt Jette noch. Mist. Aber das konnte sie ja nicht ahnen, dass das mal wieder jetten-typisch-chaotisch laufen würde. Dann aber läuft's gut. Therapie-Krise wieder behoben. Die 10. oder so. Aber wächst so eine "Beziehung" nicht mit all ihren Hürden? Jette ist ein Dickkopf, ja. Und trotzig. Und...ganz viel. Aber ihre Therapeutin kann auch anstrengend sein. Ist ja auch nur ein Mensch. Und da kann's schon mal kriseln...Immerhin, für's erste ist zwischen den beiden erst mal alles wieder gut und sie haben sich lieb. Wichtig. Nicht noch mehr Stress.
Jette war auch das erste Mal beim Psychiater heute. Weil das so nicht weiter ging. Pillen gegen ein gebrochenes Herz holen sozusagen.
So ähnlich..
Trotzdem, noch jemand, der sich Zeit nimmt für ihre Sorgen. Ohne sie in wenigen Minuten abzuspeisen. Viel wert. Und nun also noch mehr Tabletten. Ohne Bauchschmerzen sieht Jette das nicht. Lebhaft erinnert sie sich noch an den Wechsel vom 1. zum 2. Antidepressivum - es war die Hölle. Sie konnte quasi die Uhr stellen, jeden Tag zur in etwa selben Zeit ging gar nichts mehr damals. Weltuntergang, nur noch alles Traurige, Schwere und Trostlose im Kopf. Die erste Weile zumindest. Irgendwann hat das aufgehört.
Bitte lass es dieses Mal nicht wieder so schlimm werden: Jette hat eine regelrechte Angst vor den Heulattacken entwickelt. Folter. Wiederholte. Aber vielleicht geht es ja auch gut und sie hat einfach weniger Beschwerden und alles wird gar nicht so dramatisch.
Abwarten, wird sich zeigen. Insgesamt jedenfalls ganz okay der Tag, recht erfolgreich.
Eins hat Jette trotzdem traurig gestimmt. Ein Zitat des Facharztes: "Schade, dass es Sie da so von den Beinen gerissen hat, Sie sollten doch gerade jetzt viel mitnehmen, viel auskosten". So oder so ähnlich. Inhaltlich hat er das jedenfalls gesagt. Traurig. Ja, wenn man jung ist dann... soll doch alles ganz toll sein und soll man ganz viel machen und ganz viel leben und ganz viel sehen und ganz viel ganz viel machen.
Nö, Jette nicht. Vielleicht kann sie das später.
Kriegt sie die verlorene Zeit aus der Jugend irgendwann zurück?
Kann sie ab irgendeinem Punkt noch aufholen, was sie jetzt versäumt? Oder muss sie später immer den vergebenen Jahren hinterhertrauern?

Freitag, 27. September 2013

43..... . . . . . . .

Unausgelöscht. Oder Die zweiseitige Medaille.

"Geh doch mal raus, lenk dich ab, du musst unter Leute. Hab einfach Spaß!", wie oft hört Jette diesen Satz. Meistens mag sie nicht. Fühlt sie sich unwohl in der Menge. Gemustert. Und oder bewertet. Und oder fehlplatziert. Und oder zu erschöpft und traurig und ab- obwohl anwesend.
Manchmal tut sie es dann doch. Rausgehen. Unter Leute. Ein bisschen Leben mitspielen. Ein bisschen ablenken.
Wenn sie es erst mal tut, dann bereut sie es meistens nicht. WENN denn der Aufraffungsprozess erst einmal stattgefunden hat, dann ist es gar nicht mal so übel. Oder zumindest mal eine Bremse für das Gedankenmonster. Wwwwwwwwuuu....
Doch diese Medaille hat, wie jede, zwei Seiten.
Seite eins ist positiv. Sozialer Kontakt, Gesellschaft, neues Input.
Moment,
da ist sie schon.
Seite zwei.
Neues Input.
Neue Reize.
Viele Reize.
Und, worüber unterhalten die da drüben sich? Achsoo, über ihre Beziehungen. Na gut. Wer will schon von seinem Freund in den Arm genommen werden. Nee, stimmt, würde Jette auch nicht wollen.
Luxusprobleme.
Zwei in natura Pärchen ein Tischchen weiter. Ja, na gut, was solls. Sticht halt.
Sticht eh immer.
Auch schon fast egal.
Schlimmer wirds beim inhaltlichen Input Jettes Gesprächspartner.
"Und bei dem letzten Fest...."
Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh nein. NEIN. NEIN. NEIN.
JEDES, aber auch JEDES verdammte Mal ist wieder die Rede davon. Das Ereignis des Jahrtausends, so scheint es.
Ist das ständige Hervorkramen alter Geschichten nicht auch ein Armutszeugnis? Zeigt es nicht auf, dass nichts neues, erwähnenswertes passiert?
Und jedes, aber auch JEDES verdammte Mal ist wieder die Rede von der Person die Jette grad am meisten vermisst.
Und die am unerreichbarsten ist.
Jedes, aber auch JEDES verdammte Mal fällt wieder sein Name. Und noch mehrere Sätze über ihn hinten dran.

Genau DAS ist das Problem.
Daten lassen sich löschen. Nachrichten auch. Telefonnummern usw.
Kontakte lassen sich abbrechen.
Erinnerungen verblassen. Irgendwann vielleicht, auch wenn die meisten nie verschwinden oder eben auch nur verdrängt werden.
Aber: solange es Menschen gibt, die diese eine Person, die man irgendwie loslassen muss, kennen. Die gemeinsame Erlebnisse mit dieser Person teilen, Geschichten über sie zu erzählen haben,
solange
LÄSST sich die Person nicht löschen.
Sie löst sich nicht auf.
Lässt sich nicht ausblenden.
Sie ist DA, ohne da zu sein.
Und das macht's umso schwerer.
Jette kann sich noch so abmühen, er lässt sich nicht einfach aus der Welt streichen.
-Und das lassen Sie sich gefallen? Wieso sagen Sie nicht einfach, dass das Gesprächsthema gewechselt werden soll bitte?
Frau M liegt Jette schon wieder als leise Stimme in den Ohren.
Sie hat ja Recht.
Nach ein paar Minuten fasst sich Jette also ein Herz:
"Können wir bitte über wen anders reden?"
-"Ja, können wir".
Während sie das fragt, kann sie aber nicht hinauf schauen zu den anderen.  Das packt sie nicht.
Spätestens jetzt haben sie es sowieso gecheckt, vermutlich aber auch früher, ganz blöd sind die ja auch nicht...
Ob sie es wissen oder nicht, das ist ja eigentlich total egal. Das muss nicht geheim bleiben.
Jette hat keinen Geheimhaltungspakt unterschrieben oder sich der Schweigepflicht unterworfen.
Sollen die anderen es eben mitkriegen. Na und?
Dann kriegen sie halt was mit von Jettes Gefühlen. Na und?
Sie kann das nicht mehr, immer schön die Contenance bewahren, immer so tun, als wär nix. Immer sich selbst verleugnen und das, was eigentlich in ihr vorgeht.
Sie hat das gute Recht traurig zu sein.
Und die anderen haben das gute Recht auf Stoff zum Tratschen.
Na und?
Aber warum durften die anderen eigentlich so viel Zeit mit ihm verbringen und Jette nicht?

Mittwoch, 25. September 2013

2nvierzig

Verlorener Tag die zweite. Oder Berg- (mit-Vorhänge-zu-Licht-aus-und-Kühlschrank-leer-)Fest.

Schon wieder ein Mittwoch, wieder ein Mittwoch, an dem der weiteste Weg der in die Küche war, an dem die Sonne via Fenstertextilien draußen ausgesperrt wurde (oder hat sie eigentlich heute geschienen?), wieder ein Tag, an dem Jette rumläuft wie ein Gespenst, sich nicht anzieht, nicht rausgeht, nichts in "der Welt da draußen" erledigt, abgesehen von den Dingen, die man via Laptop tun kann, und da finden sich wenigstens noch ein paar...Weder war sie einkaufen noch hat sie sonst etwas von der To-do-Liste erledigt, was man nun mal nicht übers Internet bearbeiten kann. Die Waschmaschine mit ein und derselben Wäsche hat sie seit gestern nun das 2. Mal angestellt, der Kram mufft viel zu schnell. Und innerhalb der 24 Stunden hat sie es irgendwie mal wieder nicht auf die Reihe gekriegt, ihre Sachen auf dem Ständer aufzufädeln... Immerhin bleibt ihr ein 3. Waschgang erspart. Der Wäsche. Nicht Jette. Kurz kann sie sich aufraffen und findet den Weg die Treppe hinauf.
Hunger hat sie mal wieder keinen, auf jeden Fall keinen Appetit. Der Blutzuckerspiegel hätte aber gern etwas Treibstoff. Wäre sie mal einkaufen gegangen...
Aber sie ist so müde. So Erschöpfungs-Traurigkeits-müde. So, als wenn man krank ist und sich gesund schlafen muss. Ob das aber in diesem Fall funktioniert? Immerhin hat sie keine Grippe. Ihre Krankheit ist groß und haarig und schwarz. Und sabbert und knurrt und beißt und reißt und zerrt und plärrt.
Auf der Lebensuhr leuchtet heute mal wieder die rote Warnlampe: Einen Tag Lebenszeit verschenkt! Einen Tag Lebenszeit verschenkt Jette! Und du kriegst ihn nicht zurück.
Jaja. Ist ja richtig. Aber.. sie ist doch so k.o. und...überhaupt...
Gegen Abend wird Brutus müde und ein wenig vom Ehrgeiz abgelöst. Ein kleines bisschen arbeiten noch, mindestens das. Für's Gewissen. Und dann.. weiterschlafen. Umziehen und bewegen fällt ja schon mal weg, Schutzbunker war ja eh den ganzen Tag das Bett......

Dienstag, 24. September 2013

einundvierzig-----

"And the hardest part/ was letting go/ not taking part/ Was the hardest part".
Oder Vernunftstrich.

Gestern glaubte Jette, die Kraft zu haben, um zu tun, was ihr Kopf ihr sagt. Um zu tun, was sie schon über 2 Wochen vor sich herschiebt. Oder länger. Alles an Kraft und Überwindung und Mut zusammenzukratzen, um sich "zu befreien" von ihrer Strohhalm-Klammerei und dem selbstzerstörerischen Hoffen und Warten und Zittern und nicht wissen, wann es denn nun eigentlich vorbei ist.
Er ist ein guter, das steht außer Frage. Sie musste handeln, das auch.
Jette hat sich gequält, tagelang, stundenlang geheult, gehadert und sich gewehrt und hoffentlich bringt nun die Entscheidung loszulassen Erleichterung. Sie hasst es so, Leute aufzugeben, Kontakt abzubrechen. Aber es ging nicht anders. Und sie kann nicht immer nachjagen, was sie nicht haben kann (mindestens "jetzt nicht haben kann"), kann nicht immer in der Vergangenheit leben und dabei das Hier verpassen. Kann sich nicht immer foltern, mit spärlichen Hoffnungen, kann sich weder den psychischen noch den dadurch bedingten physischen Schmerzen aussetzen. Es musste einfach sein. Sie hat gehandelt, er akzeptiert. Keine Nachrichten mehr. 
Und was kommt jetzt? Wird's jetzt besser? Werden so herzrausreißende Aktionen wenigstens mit etwas Lebensmut belohnt?
Ist es das, was es bedeutet, "erwachsen zu sein". Aufzuhören, wenn es Zeit ist?
Jette fragt sich immer, warum andere Leute solche Striche scheinbar nicht ziehen müssen. Die dürfen lieben, wen sie lieben. Dürfen artikulieren, was sie artikulieren müssen. Und Zeit haben, wo Zeit Not tut. Er ist da, permanent, dieser Futterneid, Lebensneid, Liebesneid. Ein ständiges Links- und Rechtsgucken. Alle dürfen. Alle...alle...Jette darf nicht. Sie hat nur das Messer in ihrer Brust und das mitgenommene Stofftier darüber, um den Schmerz aufzusaugen.



Samstag, 21. September 2013

4zig.

'Where we've got holes in our hearts, yeah we've got holes in our lives. Where we've got holes, we've got holes but we carry on.' Oder Frewillige Veränderung hilft.

Löcher im Herzen, Löcher im Leben. Und trotzdem weitermachen. Danke Passenger. Du singst das so sanft dahin und triffst es doch auf den Punkt, denkt sich Jette. Irgendwie ist es komisch. Die Hülle funktioniert und der Kern möchte den ganzen Tag nur heulen und schreien. Aber irgendwie kann sie gar nicht so richtig. Erst, wenn sie richtig runtergefahren ist. Am besten, wenn sie eigentlich schlafen sollte. Dann kommen die schmerzhaften Fieslinge unerschrocken aus der dunklen Ecke gesprungen und fallen Jette an und "verbringen dann mit ihr die Nacht". Wann hört das denn auf? Es muss doch aufhören. Das geht doch so nicht. Sie geht doch so kaputt. Wie soll sie das denn schaffen?
Jette hat sich so ein dämliches Buch gekauft. "Liebeskummer überwinden in 4 Wochen". Ja, peinlich. Und ja, es ist genauso, wie es klingt. Schrottig. Es ist von einer Therapeutin geschrieben und Jettes hatte ihr gesagt, sie soll doch einfach mal googeln, was man als Mittel gegen Liebeskummer im Netz so findet. Na schönen Dank auch.......
Jedenfalls eine Fehlinvestition. Das Problem ist aber wahrscheinlich nicht mal, dass da irgendwelche netten Ideen mit Mantras und Farben drin stehen, sondern dass ständig vom "Ende der Beziehung" gesprochen wird. Grund genug, das Ding aus dem Fenster zu werfen. Es gibt keine Beziehung. Es gab auch keine. Es gibt auch nicht die ganzen negativen Antworten auf irgendwelche vielsagenden Therapeuten-Fragen. Es gibt gar nix. Doch, gut, den Trennungsschmerz gibt es. Aber Jette.. Jette fällt mal wieder aus der Norm raus.
Schreibt denn keiner "Liebeskummer auch ohne Beziehungsende-Bücher"? Klar, Jette ist wieder anders als die anderen. Ist ja ganz was neues.
Erstaunlich, wie frustrierend sogar so ein eigentlich hilfreich angedachtes Buch sein kann.
Jedenfalls stand in dem ollen Ding auch etwas klitzekleines eventuell doch nützliches: die Ernährung spielt bei der Überwindung von Liebeskummer eine Rolle. Magnesium ist gut, Omega-3 ist gut, Vitamine sowieso. Also knallt sich Jette das ganze Zeug jetzt rein. Ih, Fischöl-Kapseln, von denen man stundenlang aufstößt. Jette HASST Fisch. Aber wenn es dem Herzen davon tatsächlich besser gehen würde? Wenn nur der Schmerz nachlässt? Dafür nimmt sie den Geschmack in Kauf.
Warum kann sie also funktionieren? Liegt es an den Ergänzungspräparaten? Oder was ist das los eigentlich, im Hause Jette? Sie hat keine Ahnung. Versteht sich selbst nicht. Alles ist so seltsam. Die Zeit rast durch, phasenweise ist es, als wäre gar nichts und dann zack, rumms, kommt alles wieder hoch. Frei nach Lust und Laune.
Sie muss es ihm immer noch schreiben. Dass sie nicht mehr schreibt. Aber sie packt es einfach nicht. Sie kann das nicht.
Eigentlich spielt es keine Rolle. Eigentlich ist es genau wie jetzt auch schon. Jetzt hört und sieht sie ja auch nichts von ihm.
Was aber anders sein wird, ist die Endgültigkeit.
Es ist wie wenn ein Mensch über lange Zeit krank ist und sich abzeichnet, dass er bald gehen muss.
Man weiß es und das Leben ist doch nicht mehr so, wie es vorher war. Man weiß, der Abschied kommt und dann ist alles anders, dann gibt es kein Zurück mehr. Aber solang derjenige noch da ist, fehlt die Endgültigkeit. Die stellt sich erst ein, wenn es endlich wirklich endgültig ist. Mit dem Ende.
Wenn sie jetzt sagt, sie bricht den Kontakt ab, dann und ja erst wirklich dann ist es vorbei. Jetzt ist es eine Schreibpause, dann aber ist es das Schreibende.
Und Jette hasst Enden.
Und Fischgeschmack. Auch, wenn der das Ende vielleicht erleichtern sollte.


Mittwoch, 11. September 2013

39--

Ein (fast) verlorener Tag. Oder "Mindestens einmal vor die Tür"

Heute war mit Abstand seit langem mal wieder Jettes absoluter Tiefpunkt erreicht. Der Tagesablauf sah ungefähr so: aufwachen mittags, kurz aufstehen, was essen, anfangen zu arbeiten, nach einer Stunde war da aber irgendwie Ende im Gelände, Jette schon wieder so todmüde. Was solls, zurück ins Bett. Keine Termine, keiner da, fällt ja eh keinem auf, ob sie jetzt aus ihrer Höhle kriecht oder nicht. Na gut, abgesehen von dem Anrufer irgendwann zu früh morgens, den sie einfach mal ignoriert hat. Und ja, ihr eigener Grundsatz ist "Mindestens einmal am Tag vor die Tür". Scheißegal, geht nicht. Zu kaputt. Zurück ins Bett also, bis zum späten Nachmittag. Essen machen, los, jetzt komm schon. Und wenigstens duschen. Spätestens bei der dritten Sorte Haar-Kiki würde Jette am liebsten diese Aktion abbrechen. Wie, jetzt auch noch anziehen und am besten noch föhnen? Nee. Bei aller Liebe, das ist nicht drin. Und eigentlich muss sie ja auch nocht "mindestens einmal am Tag vor die Tür"...

Was ist denn nur los, warum gerade heute dieser Zusammenbruch? Nachwehen vom Wochenende? Begründet wären sie. Aber warum jetzt? Hat sie sich am Montag und Dienstag schon wieder übernommen? Zu viel gearbeitet, zu viel gewollt? Schlägt das Herz zu? Ist es das, was sie so lähmt?

Also duschen, na gut, auch noch was anziehen. Rettet zwar auch nichts, wenn sie so in den Spiegel guckt, aber okay. Dann Umzug aufs Sofa. Immerhin einmal die Lokalität wechseln - zum rumvegetieren. Fernseher an. Kann man sich zumindest das Gefühl von Gesellschaft einbilden. Da reden ja ne Menge Leute (wenn auch eigentlich nicht mit dem geneigten Zuschauer vor der Flimmerkiste, aber auch das.. kann man ja mal ignorieren). Nach etwa 2 Stunden Wohnungsvermittlungen und misslungenen TV-Kochkünsten hebt sich Jettes Stimmung etwas. Einen Baby-Schritt weiter ist sie damit. --"Mindestens einmal am Tag vor die Tür"--Und irgendwann kommt der Ehrgeiz gegen Abend unter der Decke vorgekrochen: "Komm schon, lass dich von Brutus und deinem kaputten Herzen nicht völlig ausbremsen! Du bist doch schon so weit, du kriegst die Arbeit heute fertig!". - Und du musst auch noch "-,,-"
Aber so einfach ist das nicht. Jette kann noch nicht. Dann tut sie, was sie immer tut, wenn es ganz schlecht um sie steht. Macht ihren pseudo-wissenden pseudo-esoterischen Kram. Ein bisschen Räucherstäbchen hier, ein bisschen Kräuterbalsam da, ein paar Atem- und Rumroll-Übungen. Mensch Yoga-Matte, dich gibts ja auch noch!
Seltsam, diese Mini-Rituale macht sie wirklich selten. Und dass sie gerade darauf zurückgreift, wenn sonst fast nix mehr geht, erstaunt Jette eigentlich selbst. Aber wie war das, alles, was hilft, ist erlaubt.
Okay.
Und: sie muss ja noch "mindestens einmal am Tag...." ihr wisst schon.
Zu dem Möchtegern-fernöstlichen Kram noch ein bisschen Musik machen und dann... sitzt Jette immerhin schon mit Büchern und Sitzkissen auf der Yogamatte. Und starrt auf den Laptop und fragt sich, ob SIE das tatsächlich da geschrieben hat. Findet einfach keinen Zugang zu ihrem eigenen Text. Mist.
Nächste Maßnahme: Fernseher aus. So kann man auch unter besseren gesundheitlichen Umständen nicht vernünftig arbeiten. Und zurück an den Schreibtisch.
Irgendwann gehts dann los. Der Text wird langsam wieder ihr Freund. So, dann aber ne Pause jetzt. Schließlich muss sie ja .... Richtig. Raus jetzt. Regenjacke an. Beutel schnappen. Ab zum Supermarkt. Halb 12, optimale Zeit dafür. Großartige Erfindung für Leute wie Jette, dieses 24-Stunden-lang-geöffnet-haben.
Sie geht tatsächlich los. Kauft erstaunlich günstig ein (kostet es kurz vor Tagesende etwa weniger?....) und erfüllt ihre Mission noch: "mindestens einmal am Tag vor die Tür". Jepp, hat sie geschafft. Kaum zu glauben. Immerhin kann sie jetzt was essen beim Arbeiten. Hilft ungemein. Der Kopf erbarmt sich, die Zeilen fließen langsam. So, noch ein paar Zeilen Fazit und Schluss. Das schlimmste ist vorüber. Der Rest sind nur noch kleine Korrekturen und eine Bibliographie. Sollte machbar sein.
Fein, doch noch was geschafft. Nicht den kompletten Tag vergeudet.
Zeit fürs Bett, Zeit noch für die Tabletten.
Und dann, ganz am Ende, da versteht sie plötzlich die Welt:
die TABLETTEN! Natürlich! Beim "Dienstag" sind sie noch drin............
DAS erklärt einiges. Kein Wunder, sie war heute auf Hardcore-Entzug und hat es nicht mal gewusst. Jetzt macht zumindest alles Sinn. Warum es heute noch mal um Längen schlechter war als schon die letzte schlechte Woche über.
Nur andererseits: Okay, es ging ihr wirklich nicht gut und die Lähmung war groß. Aber: sie hat heute Nacht noch ein paar Stunden gearbeitet, hat noch was geschafft.
OHNE die Tabletten (auch wenn sie das ja nicht wusste).
Was heißt das jetzt also? Dass es letztlich doch ohne sie ginge? Wenn nur die erste schlimme Phase überstanden ist? Dazu muss sie unbedingt Frau M befragen. Das wird eine spannende Studie...
Aber ganz so experimentierfreudig ist Jette dann auch nicht. Aus Versehen Testergebnisse generieren, schön und gut. Aber freiwillig? Nein danke. Also brav die heutige Dosis geschluckt. Vielleicht wird morgen dann auch weniger schrecklich.

Dienstag, 10. September 2013

achtndreißich

Entscheidung. Oder Die Late-Line-Hilfe.

Es ist mal wieder irgendwas nach 12 und im Radio läuft mal wieder die Sendung, die Jette schon so einige Male aufgewühlt, aufgerüttelt, aufgeweckt hat. Da sitzt wieder dieser Mensch am Mikro, der 2 Semester Psychologie studiert hat und dem man das einfach soooo anmerkt. Jedenfalls sind seine Kommentare therapeutisch, seine Bemerkungen realistisch und lebensnah. LateLine also.
Heute: freie Themenwahl. Es meldet sich eine Frau, die über Beziehungen und Sex-Beziehungen sprechen will. Na wundervoll. Und irgendwann kommt dann die entscheidende Stelle. Es geht um die Kiste, wenn sich einer verliebt, der andere aber nicht. X will ne Beziehung, Y nicht. Meinung des Moderators und so verdammt wahr: wenn Y weiß, dass X sich in sie oder ihn verliebt hat, dann steht Y in der Pflicht, die Sache zu beenden. Um den anderen zu schützen, um nicht zuzulassen, dass er oder sie sich immer und immer wieder und immer und immer fort Hoffnungen macht. Der oder die andere könnte sich ja doch noch verlieben und............................
Nein. Kein und.
X jagt etwas nach, was X nicht bekommen kann. Und X hat nicht die Kraft, den Kontakt abzubrechen, viel mehr noch, es ist Ys Verantwortung, dies X zuliebe zu tun.
Und wenn Y das nicht macht? Wenn Y weiter den Kontakt aufrecht erhält? Weiter den "Kontakt pflegt"?
Dann kann Y nicht loslassen. Dann hat Y Angst, allein zu sein, auf etwas zu verzichten und dann handelt Y ganz schön egoistisch. Hält sich noch irgendetwas sinnlos warm. Und das unter Umständen auch noch über eine Distanz von ein paar tausend Kilometern.....

So. Das hat die Erleuchtung gebracht. Diese wenigen Minuten im Radio. Jette wusste, dass sie eine Entscheidung treffen muss. Bald. Nicht sofort, aber bald. Bald genug, als dass sie nicht so richtig vor die Hunde geht. Denn das tut sie gerade. "Du siehst aber nicht gut aus..." . Ja, und genau so oder sogar noch viel schlimmer fühlt sie sich. Nicht mal zu facebook wagt sich Jette. Will gar nix mitbekommen, gar nix sehen, was ihr wehtun könnte. Kopf in den Sand, Jette ist gar nicht da.
Nein, Jette gehts auch nicht schlecht. Solang sie ihren Kram regelt, sich mit der Beantwortung von Mails, mit Überweisungen, mit Post und Unterlagen ablenkt und alles irgendwie am Laufen hält, kann sie nicht heulen. Und bewahrt schön die Contenance.
Und wenn der Kopf einen Moment zur Ruhe kommt, dann gehen die Heulserenaden wieder los und wollen nicht aufhören. Und der Schmerz will auch nicht aufhören und soll einfach nur fort sein.
Momentelang glaubt Jette, schon wieder mit einem Bein in der Abwärtsspirale zu stecken. In der richtigen. In der kleinen ist sie ja sowieso schon wieder lang drin.
Überall sieht sie nur noch Pärchen, gegenüber, beim anderen gegenüber auch, sie wohnt mit einem zusammen und generell ist jeder in ner Beziehung.
Jette Komplexe gehen wieder los, sie fühlt sich schrecklich unwohl zwischen den Menschen, die in der Stadt rumlaufen, wird wieder so unsicher, dass Fahrrad und Schloss zu fiesen Feinden werden und bei Jette läuten die Alarmglocken. NEIN, sie lässt das nicht zu. Dass diese ganze Scheiße wieder so schlimm wird.
Sie war so viel weiter. Das darf nicht wieder alles weg sein. "Nur" wegen so ein bisschen verlieben.
Von wegen. "So ein bisschen".Jaaaaaaaa, total. Wie kann man sich auch nach so kurzer Zeit verlieben. Geht ja gar nicht....
Und was, wenn doch?
Jedes mal dieser ganze Mist von neuem. Wegen dieser ganzen Gefühlsduselei wieder in eine neue depressive Phase stürzen?! Das ist zum Kotzen. Keine Lust mehr, es soll endlich aufhören.

Jette muss eine Entscheidung fällen. Nicht jetzt, aber bald. Vielleicht ist das "bald" doch schon recht nah. Denn das Radio-Gespräch hat es auf den Punkt gebracht, hat ihr Parallelen aufgezeigt: das arme Schwein ist der, der sich verliebt und trotzdem den Kontakt hält.
Bingo.
Eigentlich wäre es an ihm, zu sagen, nein, wir lassen das, denn ich tu dir weh und du jagst etwas hinterher, das du nicht bekommen kannst.
Aber Jette erinnert sich an die Geschichte über eine Ex-Freundin, die er auch längst nicht mehr liebte und auf die er sich trotzdem immer wieder eingelassen hat. Aus nicht-verzichten-können.
Ist das nicht das eindeutige Zeichen?
Da war es noch viel offensichtlicher, dass es falsch ist, dran zu bleiben. Er hätte ihr zuliebe die Notbremse ziehen müssen. Konsequent sagen müssen, nein, es wird dir zu weh tun, das kann ich nicht verantworten.
Hat er nicht.
Nicht bei ihr.
Und auch bei Jette wird er nicht sagen, wir brechen den Kontakt ab, damit ihr nicht weiter weh getan wird.
Bestimmt oder vermutlich wird er weiter antworten. Nach ein paar Wochen, wenn es grad mal passt. Er von sich aus wird vermutlich nicht sagen, nein, Cut, das wars.
Männer wollen sowas ja irgendwie nicht.
Die lieben einen nicht oder nicht mehr, aber einen kompletten Schnitt wollen sie auch nicht. Lieber so eine "Man kann sich ja noch unterhalten" oder "Wir können ja Freunde bleiben"- Kiste.
Ihr spinnt doch.
Sowas ist nichts ganzes und nichts halbes. Und mindestens einer Seite wird es richtig weh tun.
Es wird wohl oder übel keine andere Lösung geben: Jette muss sich mal wieder selbst retten, sich selbst dabei das Herz rausreißen. Aber immerhin noch kontrolliert und selbstbestimmt. Im anderen Fall wird es ihr stückchenweise, ganz langsam oder auch mal schnell, ganz unberechenbar genommen. Immer, wenn er mit anderen Leuten was macht, Fotos mit Mädels postet, online ist und sich nicht meldet usw.
Gibt es einen Kompromiss?
Gibt es irgendetwas zwischen sich weiterhin selbst zugrunde richten und am Rad drehen und sich nicht der Realität stellen und einem Schlussstrich mit allen Konsequenzen?
"Freunde bleiben" is nu mal nicht. Nicht, wenn sich einer in den anderen verliebt hat.


Samstag, 7. September 2013

überforderte 37.

Timing. Oder Gedanken-Emotions-Schockstarre.

Gestern Abend noch war Jette so wütend. So wütend auf die ganze Welt und so wütend auf ihn. Hat sich mal wieder die Augen ausgeheult, weil er nicht einfach da sein kann. Stattdessen ein ganz anderes Leben in zweieinhalb Tausend Kilometern Entfernung hat. Wütend wie sie war, hat sie wieder bis in die Nacht hinein am PC gearbeitet. Sofern die Arbeit einem nicht noch mehr Druck und Leid macht, ist sie das einzige, das hilft. Konzentriert denken müssen lässt eben keinen Raum für anderes. Schon gar nicht Emotionen.
Wütend wie Jette war, hat sie also wieder bis nach 2 Uhr am PC gesessen. Kurz nach 2 kurz aufs Klo, bei all dem Tee und Kaffee und Chai Latte. Egal. Kurz weg vom Laptop jedenfalls. Keine 5 Minuten. Und dann steht da oben links eine "1". Eine neue Nachricht. Um 2:10 Uhr. Die erste. Seit dreieinhalb Wochen. Nachts um 2! Und dann auch noch eine angetrunkene Nachricht. Und das bei Jettes schon vorhandenem Wutpegel. Holland in Not. Sie konnte sich gerade noch stoppen. Vielleicht ließ sich aus den ersten Zeilen trotzdem ihre Gemütslage herauslesen. Aber ganz ehrlich, total sauer, total überarbeitet und mitten in der Nacht.. da kann man schon mal unwirsch reagieren. Wenn man wochenlang jeden Tag auf ein Lebenszeichen gewartet hat. Wenn man sich schon die wildesten Theorien zusammengebaut hat. Dass man den anderen zu sehr bedrängt hat. Dass der andere keine Lust mehr auf einen hat. Dass der andere sich schon wen neues gesucht hat. Dass... was auch immer. Erklärungen gibt es ja so viele. Ja, auch "viel Arbeit" ist eine. Und sollte wohl erst mal als naheliegendste in Erwägung gezogen werden. Aber nein, Brutus sorgt schon für genug Komplexe. Für genug Selbstzweifel, fürs "ich bin eh ne Zumutung"-Einreden, für den ganzen Kopf-Mist.
Sie hat ihn also gar nicht zu sehr genervt oder bedrängt. Es gab einfach viele andere Dinge, die anstanden. Und Jette muss das gar nicht schon wieder persönlich nehmen.
Aber muss es um diese Uhrzeit sein? Ist das die einzige Tageszeit und ist alkoholisiert der einzige Zustand, den Jette wert ist?
Stundenlang konnte Jette überhaupt gar nicht so richtig darauf reagieren. Auf die unerwartete Zu-Wort-Meldung. Weder emotional noch gedanklich-verbal.
Was will sie denn? Keine Antwort mehr zu bekommen, war nicht recht und tat weh.
Eine Antwort zu bekommen, ist jetzt auch wieder nicht richtig?
Sie sollte sich diese Wut da mal abgewöhnen. Er kann auch nix dafür. Für ihre Komplexe, für das Timing, dafür, das es ist wie es nun mal gerade ist. Trotzdem wünscht sich Jette krampfhaft die Position, in der sie mehr wert ist, als eine Freitag-Nacht-2-Uhr-Alkohol-Nachricht. Und ihre Probleme und ihr Verhalten machen unter Umständen sogar noch diese kaputt....

Freitag, 6. September 2013

SECHSUNDDREISSIG


Wuttränen. "Nicht Durchschnitt" Oder Broken Heart Syndrom.

Das zweite Mal heute. Der zweite Heulanfall. So richtig. So doll, dass man denkt, man stirbt gleich vor Schmerz. In irgendeiner so dummen Arztserie war das in einer Folge mal Thema - "Broken Heart Syndrom". Die Frau hatte eigentlich gar nichts, trotzdem unglaublich Probleme mit dem Herzen. Und ja, genau DIE hatte sie wirklich. Sie wollte sich eigentlich von ihrem Mann trennen, hat es aber einfach nicht gepackt...
Wie dem auch sei - wie viele Menschen sind eigentlich schon durchs "Broken Heart Syndrom" zu Tode gekommen? Was ist z.B. mit denen, die in der Literatur immer an "gebrochenem Herzen" gestorben sind. Hatten die das auch?
Jette ist so sauer. Sauer auf die kack Welt da draußen, sauer auf sich, sauer, dass sie nicht einfach sein kann "wie die anderen". So schön durchschnittlich. Mit ner durchschnittlichen Beziehung, mit nem durchschnittlichen Intellekt, mit durchschnittlichen Fähigkeiten und Interessen, mit durchschnittlichen Freunden, mit durchschnittlichen Problemen, mit durchschnittlichen Gefühlsintensitäten und Schmerzzeiten, mit durchschnittlichen Gedankengängen, mit durchschnittlichen Noten, einer durchschnittlichen Zufriedenheit und nem durchschnittlichen Glück. So ganz NORMAL eben.
Jaja, da ist sie wieder, die Wut oder sogar Bockigkeit, von der Frau M sprach.
Ist Jette jetzt aber auch scheißegal.
Ist doch so, ist doch unfair alles!
Gegenüber ist schon wieder so ein ekelhaftes Pärchen eingezogen. So ganz durchschnittlich zusammen in dieselbe Stadt gegangen wahrscheinlich, mit den durchschnittlichen Reibereien, den durchschnittlichen Auseinandersetzungen und den durchschnittlichen Kosenamen. Eine von den durchschnittlichen Konstellationen, die sich selbst noch "Schatz" nennt, wenn der eine dem anderen gerade ein Auge auskratzen möchte. Oder besser gleich beide. Doppelt hält besser.
Jette hat keine Lust mehr, immer anders zu sein. Immer ist alles viel intensiver, viel drastischer bei ihr. Viel mehr Vorbereitungszeit und Arbeit in so ne dumme Hausarbeit. Dafür natürlich aber auch eine "über-durchschnittliche" Note nach über-durchschnittlichem Kraftaufwand. Über-durchschnittlich komplexe Gedankengänge mit über-detaillierten Analysen von diversen Verhaltensmustern, Macken usw. Für sich und die anderen natürlich auch gleich. Jette nimmt ein winziges Detail und fängt direkt an, ne ganz neue Individualtheorie für den jeweiligen Menschen zu basteln. Natürlich ist sie auch nicht durchschnittlich lang traurig bei Liebeskummer, NEIN, wer über-durchschnittlich viel fühlt, darf natürlich auch über-durchschnittlich viel leiden. Für andere ist es okay und unkompliziert, wenn man mal mit wem rummacht. Trotzdem kann man ja danach normal miteinander umgehen. Na großartig. Schön, wenn der DURCHSCHNITT das kann. Manche Menschen haben aber auch Gefühle. Und manche sogar über-durchschnittlich viele mehr. Für manche ist nicht alles einfach. Manche leben nicht nur im Augenblick sondern nach nem großen Spielplan, bei dem es sich nicht locker-flockig von Feld zu Feld hoppst. Oder besser gesagt von Partner zu Partner.
"Aber du willst doch gar nicht sein wie die anderen!..." Doch verdammt. Je mehr man weiß, je mehr man denkt, je mehr man sich mit einer Thematik beschäftigt, desto komplizierter und schlimmer wird das Leben. Man lacht nicht mehr über "Klapsen-Witze". Oder Homo-Witze. Schließlich kam irgendwann der Tag, wo einem das selbst weh tat, weil andere es gemacht haben. Schließlich tut man anderen weh, wenn man das macht. Will man ja nicht. Als guter und kritisch-reflektierender Mensch.
Je komplexer man ist, desto beschissener wird aber alles. Andere Leute finden den Sommer klasse, hatten eine ganz ganz tolle Zeit jetzt und kriegen die im Radio schon angepriesenen "Herbstdepressionen", weil es ja wieder so furchtbar furchtbar grau draußen ist bald.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH.
Herzlichen Glückwunsch, dass ihr überhaupt GAR KEINE Ahnung habt, was es bedeutet, Depressionen zu haben, ihr lieben Durchschnitts-Menschen in eurer heilen Durchschnitts-Welt da draußen. In der es einem schlecht geht, weil ja Herbst ist. In der man Antidepressiva-Witze reißt. Und Leute in "der Klapper" landen.
Jette ist froh, wenn der blöde Sommer endlich vorbei ist. Wenn endlich wieder "Normalität" einkehrt und nicht alle so am Sommer-Rad drehen. Wenn sie ihren fast durchschnittlichen Uni-Alltag wieder hat und die anderen "alle so langsam depressiv werden", weil ja der Winter kommt ---


Montag, 2. September 2013

35

Stein vom Herzen.

Plumps. Weg ist er. Der große Stein. Immerhin dieser. Jette darf in den Recall, die Therapie wird verlängert. Gott sei Dank. Eine Sorge weniger, ein Fixpunkt immerhin, der erhalten bleibt, nicht noch ein Bereich mehr, in dem Jette plötzlich wieder ganz allein und hilflos dasteht. Zuletzt hatte es ganz schön Ärger mit M gegeben, irgendwie hatten Jette und sie total aneinander vorbei kommuniziert und so hatte Jette sich schon wieder abgeschoben und weggedrückt gefühlt. Aber immerhin, Klappe aufmachen hilft. Ja, eine Verhaltenstherapie allein wird nicht reichen, das kann sie ja nachvollziehen. Aber fürs Erste will sie damit erst mal weitermachen, nicht wieder einen neuen Therapeuten suchen müssen, nicht wieder beim Urschleim anfangen müssen, nicht wieder ohne Anlaufstelle sein für viele Monate. Was man nach der hoffentlich genehmigten zweiten Therapie dann macht, sei noch dahingestellt. Nach dem ebenfalls hoffentlich beendeten Studium in einer ganz anderen Stadt wen neues mit einem anderern Therapieverfahren suchen, okay. Aber nicht jetzt. Nicht noch einen vertrauten Menschen weniger, nicht noch einen Bruch, nicht noch eine Fallgrube.
Ein Schaf sollte erst mal halbwegs im Trockenen sein.