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Mittwoch, 11. September 2013

39--

Ein (fast) verlorener Tag. Oder "Mindestens einmal vor die Tür"

Heute war mit Abstand seit langem mal wieder Jettes absoluter Tiefpunkt erreicht. Der Tagesablauf sah ungefähr so: aufwachen mittags, kurz aufstehen, was essen, anfangen zu arbeiten, nach einer Stunde war da aber irgendwie Ende im Gelände, Jette schon wieder so todmüde. Was solls, zurück ins Bett. Keine Termine, keiner da, fällt ja eh keinem auf, ob sie jetzt aus ihrer Höhle kriecht oder nicht. Na gut, abgesehen von dem Anrufer irgendwann zu früh morgens, den sie einfach mal ignoriert hat. Und ja, ihr eigener Grundsatz ist "Mindestens einmal am Tag vor die Tür". Scheißegal, geht nicht. Zu kaputt. Zurück ins Bett also, bis zum späten Nachmittag. Essen machen, los, jetzt komm schon. Und wenigstens duschen. Spätestens bei der dritten Sorte Haar-Kiki würde Jette am liebsten diese Aktion abbrechen. Wie, jetzt auch noch anziehen und am besten noch föhnen? Nee. Bei aller Liebe, das ist nicht drin. Und eigentlich muss sie ja auch nocht "mindestens einmal am Tag vor die Tür"...

Was ist denn nur los, warum gerade heute dieser Zusammenbruch? Nachwehen vom Wochenende? Begründet wären sie. Aber warum jetzt? Hat sie sich am Montag und Dienstag schon wieder übernommen? Zu viel gearbeitet, zu viel gewollt? Schlägt das Herz zu? Ist es das, was sie so lähmt?

Also duschen, na gut, auch noch was anziehen. Rettet zwar auch nichts, wenn sie so in den Spiegel guckt, aber okay. Dann Umzug aufs Sofa. Immerhin einmal die Lokalität wechseln - zum rumvegetieren. Fernseher an. Kann man sich zumindest das Gefühl von Gesellschaft einbilden. Da reden ja ne Menge Leute (wenn auch eigentlich nicht mit dem geneigten Zuschauer vor der Flimmerkiste, aber auch das.. kann man ja mal ignorieren). Nach etwa 2 Stunden Wohnungsvermittlungen und misslungenen TV-Kochkünsten hebt sich Jettes Stimmung etwas. Einen Baby-Schritt weiter ist sie damit. --"Mindestens einmal am Tag vor die Tür"--Und irgendwann kommt der Ehrgeiz gegen Abend unter der Decke vorgekrochen: "Komm schon, lass dich von Brutus und deinem kaputten Herzen nicht völlig ausbremsen! Du bist doch schon so weit, du kriegst die Arbeit heute fertig!". - Und du musst auch noch "-,,-"
Aber so einfach ist das nicht. Jette kann noch nicht. Dann tut sie, was sie immer tut, wenn es ganz schlecht um sie steht. Macht ihren pseudo-wissenden pseudo-esoterischen Kram. Ein bisschen Räucherstäbchen hier, ein bisschen Kräuterbalsam da, ein paar Atem- und Rumroll-Übungen. Mensch Yoga-Matte, dich gibts ja auch noch!
Seltsam, diese Mini-Rituale macht sie wirklich selten. Und dass sie gerade darauf zurückgreift, wenn sonst fast nix mehr geht, erstaunt Jette eigentlich selbst. Aber wie war das, alles, was hilft, ist erlaubt.
Okay.
Und: sie muss ja noch "mindestens einmal am Tag...." ihr wisst schon.
Zu dem Möchtegern-fernöstlichen Kram noch ein bisschen Musik machen und dann... sitzt Jette immerhin schon mit Büchern und Sitzkissen auf der Yogamatte. Und starrt auf den Laptop und fragt sich, ob SIE das tatsächlich da geschrieben hat. Findet einfach keinen Zugang zu ihrem eigenen Text. Mist.
Nächste Maßnahme: Fernseher aus. So kann man auch unter besseren gesundheitlichen Umständen nicht vernünftig arbeiten. Und zurück an den Schreibtisch.
Irgendwann gehts dann los. Der Text wird langsam wieder ihr Freund. So, dann aber ne Pause jetzt. Schließlich muss sie ja .... Richtig. Raus jetzt. Regenjacke an. Beutel schnappen. Ab zum Supermarkt. Halb 12, optimale Zeit dafür. Großartige Erfindung für Leute wie Jette, dieses 24-Stunden-lang-geöffnet-haben.
Sie geht tatsächlich los. Kauft erstaunlich günstig ein (kostet es kurz vor Tagesende etwa weniger?....) und erfüllt ihre Mission noch: "mindestens einmal am Tag vor die Tür". Jepp, hat sie geschafft. Kaum zu glauben. Immerhin kann sie jetzt was essen beim Arbeiten. Hilft ungemein. Der Kopf erbarmt sich, die Zeilen fließen langsam. So, noch ein paar Zeilen Fazit und Schluss. Das schlimmste ist vorüber. Der Rest sind nur noch kleine Korrekturen und eine Bibliographie. Sollte machbar sein.
Fein, doch noch was geschafft. Nicht den kompletten Tag vergeudet.
Zeit fürs Bett, Zeit noch für die Tabletten.
Und dann, ganz am Ende, da versteht sie plötzlich die Welt:
die TABLETTEN! Natürlich! Beim "Dienstag" sind sie noch drin............
DAS erklärt einiges. Kein Wunder, sie war heute auf Hardcore-Entzug und hat es nicht mal gewusst. Jetzt macht zumindest alles Sinn. Warum es heute noch mal um Längen schlechter war als schon die letzte schlechte Woche über.
Nur andererseits: Okay, es ging ihr wirklich nicht gut und die Lähmung war groß. Aber: sie hat heute Nacht noch ein paar Stunden gearbeitet, hat noch was geschafft.
OHNE die Tabletten (auch wenn sie das ja nicht wusste).
Was heißt das jetzt also? Dass es letztlich doch ohne sie ginge? Wenn nur die erste schlimme Phase überstanden ist? Dazu muss sie unbedingt Frau M befragen. Das wird eine spannende Studie...
Aber ganz so experimentierfreudig ist Jette dann auch nicht. Aus Versehen Testergebnisse generieren, schön und gut. Aber freiwillig? Nein danke. Also brav die heutige Dosis geschluckt. Vielleicht wird morgen dann auch weniger schrecklich.

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