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Freitag, 4. Oktober 2013

6&40

"Heart skipped a beat/ and when I caught it/ you were out of reach/ but I'm sure, I'm sure/ you've heard it before". Oder "Was heute blöd war"

Jette hat mal wieder Hausaufgaben bekommen von ihrer Therapeutin. Soll am Ende eines jeden Tags ein kurzes Resümee verfassen, ganz im Stile vom kindlichen "Was heute blöd war - was heute gut war". Na gut, Feedback ist ja immer wichtig, also spielt sie halt mit. Jeden Abend einen albernen Eintrag ins Notizbuch. Das bricht ihr nun auch keinen Zacken mehr aus dem verrutschten Krönchen.
Was heute gut war: hm... durchgeschlafen! Das zweite Mal schon! Die zusätzlichen Tabletten scheinen zu helfen. Aber.. das war's dann auch schon so ziemlich. Vielleicht noch das Telefonat mit der Familie dazu, das war auch ganz erfolgreich. Aber ansonsten... gibt's nichts zu sagen zu diesem Tag.
Was heute blöd war: " ...der Rest." Steht da so im Büchlein. Wortwörtlich. Inklusive Punkt am Ende.
Was soll sie auch konkretisieren.
Leben im Sparmodus, das betreibt sie gerade.
Oder im Funktionsmodus. Weiter funktionieren nämlich.
So bestand der Tag nur aus einem Arztbesuch, schlafen auf der Couch, Unitexte lesen, essen und..genau, nichts weiter.
"Schade, dass es Sie da jetzt so von den Beinen gerissen hat. Sie sollten doch jetzt so viel erleben".
Tja, ganz unrecht hatte er da wohl nicht, der gute Psychiater.
Und?
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Jette steht nicht der Sinn nach großen sozialen Experimenten. Nach "Ohhh, ganz viele tolle neue Leute kennenlernen!". Nach Smalltalk und Reizen und.. nach gar nix.
Sie will ihre Sachen am Laufen halten so gut es geht, sich so wenig wie möglich unterkriegen lassen, so gut wie möglich irgendwie durchhalten. Bis... ja, bis was eigentlich?
Es eines Tages klingelt und das Leben wieder vor der Tür steht?
"Hej, sorry, hab mich etwas verspätet, aber bin wieder zurück. Wir können jetzt weitermachen, wo wir aufhören mussten vor ein paar Jahren...."
Erbärmlich irgendwie.
Dabei schafft sie es bestimmt bald, sich erfolgreich einzureden, dass das so jetzt alle seine Richtigkeit hat. Dass sie ja schon ganz alt und ganz erwachsen ist und dass sie dieses bekloppte, krampfhafte Spaßhaben gar nicht braucht, sie sowieso mit der ganzen feiernden, oberflächlichen Meute nichts mehr am Hut hat, sie nicht mal mehr Lust auf Bier oder Wein hat und sie sowieso in einer ganz anderen Welt lebt.
Dass sie zu einer Art von outcasts gehört, dass sie einfach nicht gemacht ist für das Standardleben, für die sogenannte Norm-alität, für den ganzen Beziehungsquatsch, der ihr eh total fremd ist, für... das alles da draußen vor den verdreckten Fenstern.
Was hat sie schon damit zu tun?
Eben.
Gar nichts.
Das Gefühl sagt das schon mal.
Der Kopf erhebt (noch) die letzten Einwände...
Trotzdem richtet sie sich ein, in der Sparmodus-Welt.
Wenn die Kraft nicht mehr reicht zum Anklagen, zum Protestieren und Aufbäumen, bleibt wohl nur die Resignation. Dort zieht man dann ein, um den Winter zu überstehen. Im Sparmodus.

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