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Montag, 11. August 2014

II

Fight, flight or freeze. Oder Vom Nachhausewollen.

 Es ist Montag. Tag 6 der Reha für Jette. Heute fragt sie sich mal wieder von wie vielen (Tagen). Am liebsten hätte sie heute schon die Flinte ins Korn geworfen. Das Wochenende war furchtbar. Am Samstagabend hatte Jette mal wieder einen ihrer berühmt-berüchtigen "ich bin doch so klein und alles ist so furchtbar Anfälle". Wie sie die hasst. Am Sonntag hat sie dann bis 3 Uhr am Nachmittag geschlafen (wer schläft, kann sich zumindest nicht in Heulanfälle reinsteigern...). Und heute...ist Montag. Und bis zum Nachmittag hat Jette schon Kopfkino-Pläne geschmiedet, wie sie bzw. wann sie hier schnellstmöglich wegkommen kann. Ihre Mitpatient_innen haben nicht solche Anpassungsumstellungseingewöhnundunwohlfühl-Probleme wie sie. Die sind froh. Raus zu sein. Aus dem Alltag. Aus den akuten Konflikten. Aus kaputten Beziehungen und miesen Jobs. Und Jette? Ist unfroh. Raus zu sein. Aus dem mühsam rekonstruierten Alltag, welcher einen großen Wert haben kann. Wenn es ein Leben gibt, das sich doch so einigermaßen in der Norm (was auch immer das eigentlich sein mag und wer auch immer die eigentlich bestimmt) bewegt und sich ohne sich schämen zu müssen, als ALLTÄGLICH bezeichnen darf. Jette ist also unfroh. Sie ist auch nicht wirklich raus aus ihren Konflikten. Denn in ihrem eigenen Zuhause, da gibt's nur recht wenig akute davon. Und die längerfristigen, die trägt Jette sowieso in ihrem voluminösen verstrickt-verworrenem Kopf mit sich rum. So what? Jette ist auch nicht raus aus kaputten Beziehungen. Denn die, die sie Zuhause hat, die sind nicht kaputt. Die sind gut und nah und warm und machen ganz. Und die, die sie kaputt machen, auch die trägt sie eh schon seit vielen Jahren und unabgeschreckt von Landes- oder Gebirgsgrenzen mit sich herum. So what? Und Job? Naja, Semesterferien. Aber das ist ein anderes Kapitel. Jette ist hier ziemlich aufgeschmissen. Im bergischen Nirgendwo, wo die dicken schweren Wasserwolken zum Greifen nah sind und Gefahr laufen, zu platzen, wenn man sie nur zu intensiv anstarrt. Hier hat sie nichts von dem, was sie sich ganz langsam und ganz vorsichtig (wieder) aufgebaut hat. Kein gemütliches Zimmerchen mit all den ihr wichtigen Dingen. Keine Mitbewohner_innen, die für Unterhaltung, als Kummerkasten und Speisepartner_innen dienen könnten. Kein Grünbär. Kein Brummen und Kuscheln und Schnäbeln und Reden und Schweigen. Nur viel Jette. ZU viel Jette für ihren Geschmack. Hier ist kein bestes Freundinnen-Steinchen oder auch sonst keiner der sonst so nahen Freund_innen. Hier zählt keine aufgebaute Selbsthilfegruppe, kein Chor, keine Uni kein.. Nix. Nur Sich-irgendwie-einbinden-und-nicht-von-den-Regenwolken-aufgesogen-werden. Und das ist gar nicth so einfach. Heute Nachmittag war Nordic Walking. Und Ergo. Speckstein-Schnitzen. Was das wird? Na Jettes "WIR". Soll es jedenfalls. Aber das will sie den anderen noch nicht erklären müssen. Nach dem Werkeln fährt Jette ein Mitpatient ins Dorf. -Der ist nett. Das Fahren auch.- Ohropax kaufen. Gegen die dünnen Wände. Die seltsamerweise Schnarchen. Sollten mal auf die Pneumo gehen.. Jetzt ist Jette platt. Aber will nicht mehr ganz sofort weg. Nur noch bald?!? Abwarten. Letztlich sind es immer MOmentaufnahmen. Aber die verwackelten überwiegen bislang. Und fehlende soziale KOntakte, fehlendes Netz und jetzt noch ein fehlender Therapeut, weil der grad in den Presswehen liegt..., machen die Schnappschüsse nicht grad schöner....

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